Eure Nahrung sei eure Medizin

„Eure Nahrung sei eure Medizin und eure Medizin sei eure Nahrung.“

Dieser Satz von Hypokrates ist allgemein bekannt. Was das für die tägliche Ernährungspraxis in Gesundheit und Krankheit bedeutet, darüber gibt es hunderte oder tausende unterschiedliche und oft widersprüchliche Ansichten, Meinungen und Theorien. Mazdaznan lehrt uns, dass sich die Krankheit bei Unreinheit im Verdauungstrakt entwickelt, wenn faulige Zersetzung und Parasiten sich im Darm gebildet haben. Dies gilt es in erster Linie zu verhindern und falls schon geschehen, ist die Natur jederzeit bereit, uns mit entsprechenden Naturprodukten zu Hilfe zu kommen.

Die Natur stellt uns eine ganze Reihe von Lebensmitteln zur Verfügung, denen ein medizinischer Wert zukommt, insofern als sie gärungshemmend oder antiparasitär wirken. Zum Verständnis dieses medizinischen Wertes gewisser Naturprodukte müssen wir uns noch einmal vor Augen führen, wie eigentlich Gärung, Entzündung oder Fäulnis mit ihren vielfältigen Folgeerscheinungen im Körper entstehen. Dieser Punkt ist von großer Wichtigkeit, denn Mazdaznan erblickt die Wurzel und den Nährboden der meisten Krankheiten in der Unreinheit des Verdauungsapparates. Durch schädliche, sei es nun faulende oder unverdauliche Nahrung, wird im Verdauungsapparat Fäulnis erzeugt, aus der sich die verschiedenartigsten, meist nur mikroskopisch wahrnehmbaren Gärungspilze und Parasiten entwickeln und weiter fortpflanzen. Haben sich die Parasiten einmal im Darm festgesetzt, dann ziehen sie die besten Säfte der Nahrungsmittel an sich, und selbst reichlichste und beste Nahrung wirkt in diesem Falle nicht mehr aufbauend. Aber auch übermäßig erhitzende Nahrung kann Entzündung im Darm hervorrufen und zur Entwicklung von Schleim, dem Nährboden der Bazillen, führen. Katarrhe, Fieber, Blutkrankheiten, Diphteritis, Masern, Epidemien, Tuberkulose, Magen- und Darmentzündung sind Infektionskrankheiten, hervorgerufen durch Bazillen, die in den Schleimabsonderungen entzündeter Gewebe entstehen und ihren Hauptsitz im Mastdarm haben.

Unreinheit im Verdauungsapparat, die, chronisch geworden, allmählich den ganzen Körper mit Gärungspilzen durchseucht, ist eine Folge der Übertretung der Naturgesetze beim Essen. Naturgemäß sollte man nur dann essen, wenn der Körper wirklich neuer Nahrung bedarf, was er beim gesunden Menschen durch das Gefühl des Hungers anzeigt. Wenn eine trockene Brotkruste nicht ebenso gut schmeckt wie das sorgsam zubereitete Lieblingsgericht, dann hat man keinen Hunger. Nur wenn die Speisen in richtiger Weise assimiliert und die Abfallstoffe in normaler Weise ausgeschieden worden sind, verspürt der gesunde Mensch Hunger. Irrtümlicherweise verstehen wir jedoch heute unter Hunger zumeist jenes heftige Verlangen nach Speisen, das auftritt, wenn infolge von Ernährungsfehlern Lähmung im Verdauungsapparat besteht, und das durch Reizmittel noch verstärkt wird. Dieses Verlangen, der Appetit, ist nach Mazdaznan die Ursache der meisten Krankheiten. Im Gegensatz zum Hunger entspringt der Appetit nicht einem wirklichen Bedürfnis, sondern der Anstachelung und Aufreizung der Nerven durch Ernährungsfehler. Er ist die Hauptkrankheit einer Generation, welcher der natürliche Instinkt für eine normale und naturgemäße Lebensweise zum Teil verloren gegangen ist.

Krankheit betrachtet Mazdaznan als ein Bestreben der Natur, die belastenden Fremdstoffe und Stoffwechselprodukte aus dem Körper herauszuschaffen. Schwach fühlt sich der Kranke, weil seine organischen Funktionen durch die Entwicklung von krankhaften Stoffwechselprodukten belastet und gehemmt werden. Und diese Fremdstoffe selbst sind entstanden durch Ernährungsfehler und Nachgiebigkeit gegenüber einem künstlich erregten Appetit. Wollte man nun, wie es die Medizin heute tut, den Schwächezustand des Kranken durch reichliche Zuführung von Reizmitteln (Medizinen), konzentrierten eiweißreichen Speisen und künstlichen Nährpräparaten beheben, so würde man denselben Fehler noch einmal begehen, würde die Ernährungsfehler durch neue Ernährungsfehler, die Überernährung durch Überernährung kurieren. Im Gegenteil: der geschwächte Verdauungsapparat darf in seinem Bestreben, die Stoffwechselprodukte wieder auszuscheiden, nicht gestört werden, indem man ihm neue Nahrung und damit neue Arbeit aufbürdet. Will man nun in diesem Falle nicht die gründlichen Reinigungskuren des Fastens und der inneren Bäder anwenden, so gewährt die Natur uns wenigstens Aufschub und Erleichterung, wenn wir von ihren gärungshemmenden Produkten Gebrauch machen.

Wir können die Produkte von medizinischem Wert einteilen in solche, die schon an und für sich antiseptisch wirken und solche, die erst in ausgegorenem Zustande gärungshemmend wirken. Gärungshemmend und antiparasitär sind die meisten Gewürze wie Kümmel, Anis, Dill, Zimt, Vanille, Pfeffer, Senfpulver, Ingwer; ferner Kräuter wie Wermut, Salbei, Pfefferminze, Safran, Majoran usw. Ein Stückchen Ingwerwurzel nach dem Essen gekaut wirkt sehr wohltätig. Knoblauch ist das intensivste antiparasitäre Nahrungsmittel. Bei übersäuertem Magen helfen oft zwei Esslöffel starker Kaffee (Espresso) oder ein Tröpfchen Kognak oder fünf Tropfen australisches Eukalyptusöl auf einem Stück Zucker nach dem Essen.

Es wird vielfach behauptet, dass vergorene Getränke Gärung erzeugen. Dies ist ein Irrtum. Vollständig vergorene Getränke wirken im Gegenteil antiparasitär; sie enthalten keine Gärungspilze mehr. Nur solche, die in der Gärung begriffen sind, wie frisch gepresster Most und Wein, Jungbier usw. erzeugen Gärung. Ein wenig Alkohol als Medizin nach dem Essen genommen wirkt in vielen Fällen heilsam, während solcher, der im Magen und Darm erzeugt wird, immer schädlich ist und ungünstig wirkt. Wir finden daher auch bei Gärungszuständen immer ein Verlangen nach Alkohol.

Ein vorzügliches Mittel nach dem Essen ist reiner Zitronensaft, mit Salz tüchtig gemixt oder in einer Flasche kräftig geschüttelt und langsam durch einen Strohhalm geschlürft. Bei rohen Zitronen gibt man dem Saft einer Zitrone ein Salzlöffelchen Salz bei, bei gebackenen Zitronen (1 Stunde bei 100° C im Backofen gebacken) nur eine Prise Salz je Saft einer Zitrone. Zu den Produkten, die erst in ausgegorenem Zustand genossen reinigend, gärungshemmend und antiparasitär auf den Körper wirken, gehören in erster Linie rohes Sauerkraut, saure Milch, auch Kefir und Joghurt. In diesen Produkten sind durch den vollständigen Gärungsprozess Bazillen entstanden, die wohltätig auf den menschlichen Darm wirken, weil sie die dort bestehenden Fäulnisbakterien überwuchern und verdrängen. Bei Infektionskrankheiten wirkt eine antiparasitäre Ernährung wahre Wunder und bei Epidemien macht sie den Körper immun gegen Ansteckung. Sauerkraut verliert durch Kochen oder Sterilisieren nicht nur seine medizinische Wirkung, sondern auch seinen Nährwert und wirkt beschwerend. Ähnlich verhält es sich mit der Milch, die nie gekocht, sondern höchstens erhitzt werden darf. Um eine rasche Heilung der Infektionskrankheiten zu erzielen, wird die antiparasitäre Ernährung durch eine gründliche Darmreinigungskur unterstützt; ist doch der Mastdarm der Hauptherd der Bakterienentwicklung und der Hauptsitz der daraus hervorgehenden Krankheiten wie Katarrhe, Fieber, Tuberkulose, Heufieber, Leberleiden, Malaria, Zuckerkrankheit, Polypen, Magenleiden, Epilepsie usw. Man fasse das Übel an der Wurzel an!

Auszüge aus Mazdaznan-Ernährungskunde und Kochbuch.
Von Dr. O. Z. A. Hanish, ausgewählt von Jens Trautwein.


Hier können Sie die Mazdaznan-Ernährungskunde als Buch bestellen.