Fasten – Geschichte, Methoden und Nutzen

Fasten als Erlebnis, Gesundheitsprävention und Therapie wurde bereits von den großen Religionsstiftern und Gesetzgebern wie Moses, den ägyptischen Pharaonen, Zarathustra, Buddha, Christus und Mohammed praktiziert. Auch in der modernen medizinischen Wissenschaft hat die Methode des Fastens Wurzeln geschlagen und wurde durch Fastenärzte wie Buchinger, Mayr und Brauchle in jüngster Zeit diversifiziert und verbreitet. Fasten meint den zeitlich begrenzten Verzicht auf Nahrung und Genussmittel mit anschließend gestuftem Kostaufbau. Es beinhaltet auch eine reichliche Flüssigkeitszufuhr, die Sorge für regelmäßige Darmentleerung sowie ausreichend Bewegung im Wechsel mit Ruhephasen.

Heute werden zwei Formen des Fastens unterschieden: Fasten für Gesunde (eigenverantwortliches Fasten zur Prävention als Aufgabe der Gesundheitsförderung und Erwachsenenbildung) und Heilfasten (therapeutisches Fasten unter ärztlicher Aufsicht zur Behandlung von Krankheiten). Fasten kann in verschiedenen Varianten durchgeführt werden: als Wasserfasten, Nulldiät, Teefasten, als Molkefasten, als Saftfasten (nach Heun) oder als Fasten mit Tee, Gemüsebrühen, Saft und Wasser (nach Buchinger). All diese Formen haben den Verzicht sowie die abbauende und ausscheidende Wirkung gemeinsam. Typische Indikationen sind metabolisches Syndrom (d. h. Krankheiten wie Adipositas, Fettleber, Diabetes Typ 2, Hypertonie, die überwiegend in Wohlstandsgesellschaften auftreten und oft mit einer Über- oder Fehlernährung in Kombination mit Bewegungsmangel einhergehen), entzündlich-rheumatische Krankheiten sowie Hautkrankheiten und Nahrungsmittelintoleranzen. 2–4 Wochen werden als optimale Fastendauer angesehen, eine jährliche Wiederholung des Fastens wird empfohlen. Wirksamkeitsstudien haben gezeigt, dass ein 21-tägiges Heilfasten auch noch bis zwei Jahre danach erkennbare, positive Auswirkungen auf die Verhaltensänderung und die Stoffwechselparameter einer Person hat.

Wie funktioniert das Fasten?

Die Fähigkeit zum Fasten hat sich bei allen Lebewesen evolutionär entwickelt, als jahreszeitbedingte Schwankungen im Nahrungsmittelangebot noch üblich waren. Beim Fasten schaltet der Körper von äußerer auf innere Ernährung um und bedient sich zuerst an Glukose (bis zu einem Tag), dann an Proteinen (Fette) und Lipiden (Eiweiße). Normalgewichtige Menschen haben ca. 15 kg Reserven für ca. 35–60 Tage. Um glukoseabhängige Einheiten wie z. B. Gehirn und Nervengewebe weiterhin mit Energie zu versorgen, stellt der Körper auf Fettverbrennung und dessen Umwandlung in Glukose um.

Gegen Fastenazidose, also „Selbstversäuerung“, durch im Fasten mobilisierte Säureausscheidungen, schützt sich der Körper durch entsprechende Kompensationsmechanismen. Bei einigen Fastenvarianten (z. B. Fasten nach Buchinger) wird der pH-Haushalt durch das Einnehmen von basischen Säften und Kräutern zusätzlich unterstützt. Die Mineralien- und Vitaminpegel gehen während des Fastens zurück, regulieren sich jedoch selbst und gelangen nicht in den kritischen Bereich. Das Fasten bringt den Körper also in Stress, der Organismus schlägt Alarm und es werden körpereigene Ressourcen und Selbstheilungskräfte mobilisiert.

Vorschläge für die Fastenwoche

Zum Kennenlernen soll hier ein Programm für eine eigenverantwortlich durchgeführte Fastenwoche skizziert werden, die Elemente des Mazdaznan und der Buchinger-Methode enthält. Auf den Umgang mit ggf. benötigten Medikamenten während des Fastens wird hier nicht eingegangen.

Der eigentlichen Fastenzeit gehen ein oder zwei Entlastungstage voraus. Die Entlastungstage dienen der Vorbereitung auf das Fasten, man kann z. B. einen reinen Obsttag (mit 1,5 kg Obst) oder einen Gemüsetag (mit 1,5 kg rohem oder gedünstetem Gemüse) machen oder Reis mit Äpfeln und Zimt (auf mehrere Mahlzeiten über den Tag verteilt) essen. Zusätzlich sollten ca. 3 Liter Wasser getrunken werden. Unbedingt vermieden werden müssen Alkohol, Kaffee, Schwarztee, Nikotin, Fisch, Fleisch, Wurst und Vollkornprodukte.

Zu Beginn des 1. Fastentages wird morgens z. B. mit 0,5 Liter Glaubersalzlösung abgeführt. Über den Tag verteilt sollten 2–3 Liter Wasser getrunken werden. Als Tees eignen sich Entschlackungs- oder Entsäuerungsmischungen oder Tees aus Kamille, Melisse, Fenchel, Anis, Kümmel, Brennnessel, Ringelblume oder Lindenblüte. Ab dem zweiten Tag kann ein Teelöffel Honig in den Morgentee gegeben werden.

Zur Herstellung der Gemüsebrühe (nach Buchinger) werden z. B. Kartoffeln, Sellerie, Karotten oder Fenchel ca. 3 Stunden lang gekocht. Im Anschluss werden die Gemüsestücke entfernt und nur die Brühe serviert. Als frische Kräuter eignen sich Schnittlauch, Petersilie, Dill und Basilikum. Sie wirken basisch und unterstützen den Mineralien- und Vitaminhaushalt. Kopfschmerzen oder leichtes Unwohlsein am ersten Tag gelten als normal. Abends sollte ein Leberwickel gemacht werden. Dazu nimmt man ein feuchtes Tuch, legt dieses auf die Leber (rechts unterhalb der Brust) und gibt eine warme Wärmflasche darauf. Über die Wärmfl asche wird noch ein großes Handtuch gelegt. Die feuchte Wärme dient der Entgiftung der Leber, die während des Fastens besonders stark beansprucht wird.

Am 2. Fastentag fühlt man sich oft noch etwas schlapp und sollte daher genügend Ruhezeiten (z. B. für einen Mittagsschlaf ) haben; aber auch ein leichter Spaziergang ist sehr wohltuend. Ab dem zweiten Tag sollte am Nachmittag oder Abend täglich ein Einlauf mit Natronwasser gemacht werden, um die Entgiftung des Körpers zu unterstützen. Ein heißes Fußbad mit Natronwasser entlastet die Nieren; Atem- und Drüsenübungen erzeugen innere Wärme und halten den Blutumlauf in Schwung.

Ab dem 3. Fastentag hat sich der Körper in der Regel umgestellt, die Schlappheit lässt nach, mehr körperliche Anstrengung ist möglich. Morgendliche Atem- und Drüsenübungen, frische Luft und Bewegung ohne Übertreibung, z. B. bei einer Wanderung tun jetzt gut. Die abendlichen Fußbäder, den Einlauf und den Leberwickel behält man die ganze Woche über bei. Da Fastende oftmals leichter frieren und um die Entgiftung und Hauttätigkeit zu fördern, werden kurze und heiße Voll- oder Teilbäder oft als sehr angenehm empfunden.

Ab dem 4. Fastentag fällt das Fasten immer leichter und man fühlt sich auch leichter. Man bekommt Lust zu mehr körperlicher und geistiger Aktivität; ob Wanderungen, Stadtbesichtigungen, Schwimmen, Sauna, Gartenarbeit oder Holzhacken, jede Aktivität fällt leicht und macht Freude.

Am letzten Fastentag fragt man sich, warum man eigentlich wieder anfangen soll zu essen. Man hat keinen Hunger und eigentlich auch kein Bedürfnis nach Essen. Doch auch das schönste Fasten hat sein Ende und man widmet dem Fastenbrechen mindestens genauso große Aufmerksamkeit wie dem Fastenbeginn.

Die folgenden Aufbautage dienen dazu, den Körper wieder langsam an feste Nahrung zu gewöhnen. Wichtig ist daher, dass das Fastenbrechen mit einem Nahrungsmittel durchgeführt wird, das fest ist und gut gekaut werden muss. Viele brechen das Fasten am späten Vormittag mit einem Apfel oder kleinem Salat. Dr. Hanish empfiehlt dazu eine handvoll frischen Puffmais (ohne Zucker, Salz oder Fett). Die folgenden Mahlzeiten sollten aus kleinen Portionen bestehen, in Ruhe gegessen und gewissenhaft gekaut und eingespeichelt werden. Auf tierische Eiweiße sollte möglichst noch verzichtet und überwiegend basenbildende Nahrungsmittel zugeführt werden. Geeignet sind Gemüse, Kartoffeln, Getreideschleime, Pilze, Sprossen, Blattsalate, frische Kräuter, reifes Obst und Dörrobst, Honig, reines Wasser, Tee oder etwas Sahne. Zu vermeiden sind Brot, Nudeln, Fleisch, Fisch, Eier, Käse, Zucker, Schokolade, Kuchen sowie Alkohol, Nikotin und Schwarztee (siehe Entlastungstag). Vor und zwischen den Mahlzeiten sollte wieder Tee und viel Wasser getrunken werden. Eine spürbare Gewichtszunahme während der Aufbautage ist normal, da wieder vermehrt Wasser gebunden und eingelagert wird. Die Aufbautage können fortgesetzt werden, bevor auf die normale Alltagskost umgestellt wird. Zwei Aufbautage sollten es aber mindestens sein. Bei einer Verlängerung der reinen Fastenzeit sollte auch die Anzahl der Aufbautage entsprechend erhöht werden.

Vom Sinn des Fastens

Begleitend zum Programm kann ein Fasten-Tagebuch geführt werden, in das man täglich das Körpergewicht, die Trinkmenge, das Befinden und mögliche Beschwerden sowie die Durchführung von Darmbad und Leberwickel dokumentiert. Der Fastenprozess wird unterstützt, wenn Fastende sich vom täglichen Geschehen zurückziehen und durch eine Gruppe sowie Rituale (wie die gemeinsame Einnahme der Getränke, tägliche Fastengespräche) unterstützt werden. Dies können selbst- oder fremdorganisierte Gruppen sein. Entsprechende Gruppenangebote unter Anleitung bieten beispielsweise Klöster und Einrichtungen der Erwachsenenbildung an. Therapeutisches Fasten unter ärztlicher Aufsicht kann in Fastenkliniken, z. B. der Buchinger-Klinik in Bad Pyrmont oder der Kurpark-Klinik in Überlingen am Bodensee, durchgeführt werden.

Eine Fastenwoche steht auch im Dienste der gesundheitlichen und spirituellen Entwicklung. Der Mazdaznan-Gedanke „So wenig wie möglich, so viel wie nötig“ kommt hier voll zum Tragen. Die Beschränkung auf Weniges vermittelt ein Gefühl der Leere und Leichtigkeit. In ferner Umgebung kommen noch Ruhe, Entspannung und gedanklicher Abstand zum Alltag hinzu. Eine Fastenerfahrung kann dabei helfen, das eigene Ernährungsverhalten zu reflektieren und zu einer höheren Sensibilität gegenüber den verwendeten Nahrungsmitteln beitragen. Eine Fastenwoche kann Impulse für Integrationsmöglichkeiten des Entlastens und Fastens in der „Zeit danach“ liefern und neuen Anstoß geben, individuelle Ernährungsziele langfristig anzugehen.

Von Verena Gerner.
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