Gottgedanken

„Freudigkeit im Herzen“ ist unsere Losung. Wo keine Freudigkeit ist, da ist Traurigkeit, die aber nicht von Ewigkeit her ist und daher keinen Bestand hat. Sie ist nur etwas Äußerliches und durch die Umstände hervorgerufen. Da wir aber Gotteskinder und nicht Kinder der Umstände sind, dürfen wir keine Traurigkeit im Herzen haben. Kommt aber Freudigkeit im Herzen auf, so ergießt sie sich vermittels der Gehirnintelligenzen auf jede Zelle unseres Wesens und strahlt von da in die Unendlichkeit aus.

Wenn die innere Sonne unser Wesen ebenso erwärmt, wie es die sichtbare Sonne gegenüber dem Erdreich tut, indem sie das Wachstum fördert und alles zur Reife bringt, dann wachsen wir innerlich und nehmen zu an Weisheit, Gnade, Gottgerechtigkeit und Gotterkenntnis.

Wenn wir auf die Jugend schauen, dann sollten wir uns der Möglichkeiten der Jugend und all der Ideen bewusst werden, die wir selbst in unserer Jugendzeit unterhielten, aber wegen der Verhältnisse und Umstände in unserer Umgebung nicht verwirklichen konnten. Insoweit wir uns auf die heranwachsende Jugend konzentrieren und unsere Gedanken auf sie übertragen, strahlt die Jugend auf uns zurück und wir nehmen dadurch teil an ihren Segnungen.

Beim Sprechen sollten wir sehr vorsichtig sein und den Sinn und die Bedeutung eines jeden Wortes kennen, ehe wir es aussprechen, damit wir nicht in das unsichere Bereich der Psychologie, Suggestion, Überredung und Einbildung geraten. Bildung ist gut und notwendig für jedermann; aber sie darf nicht zur Einbildung ausarten, mit der wir uns nie abgeben dürfen, wenn sie auch in der Umwelt vorhanden sein mag. Wenn wir eine Sprache lehren oder lernen wollen, fangen wir nicht mit der Grammatik an, sondern mit den sinnlich wahrnehmbaren Alltagsdingen: „Was ist dies? Was ist das?" Erst später verlegen wir uns auf die Grammatik und die höheren Dinge. Erst eignen wir uns die Worte an und dann erst den Sinn und die Bedeutung der Worte.

Ainyahita betete mit Inbrunst und Überzeugung. Wenn wir es auch täten, würden wir um vieles nicht mehr beten, würden auch nie mehr fragen: „Gibt es einen Gott oder gibt es keinen Gott?" Denn ich muss wissen, dass Gott ist, wenn Gott eine Wirklichkeit ist, und kann das auch wissen, wenn ich vom Glauben zum Schauen komme. Es sind aber viele um uns, die vom Leben nichts wissen, also geistig tot sind.

Inmitten glücklicher Menschen glücklich zu sein, ist keine besondere Leistung. Aber inmitten von Armut und Unglück glücklich zu sein, ist ein Schritt auf dem Wege zur Vollkommenheit. Besitztümer dürfen mich niemals besitzen. Ich kann Juwelen tragen, muss aber imstande sein, sie sofort abzulegen und darauf zu verzichten. Das heißt aber nicht, dass wir in alten Säcken herumlaufen müssten.

„Die Erde ist des Herrn samt allem, was sie erfüllt" und die Menschen haben als Kinder Gottes und Söhne und Töchter der Natur Anteil an der Erde und ihren Schätzen. Um mit der Natur in Einklang zu sein und ihre Segnungen uneingeschränkt zu genießen, muss der Mensch zuallererst seine Verwandtschaft mit Gott und der Natur anerkennen und bekennen und dann die praktischen Folgerungen daraus ziehen.

Was nach den Naturgesetzen unabwendbar ist, kommt. Dann können wir nur das jeweils Bestmögliche tun. Das lehrt die Geschichte und die Geschichte wiederholt sich. Aberglauben und Autoritätswahn suchen ihre Stellungen mit der größten Hartnäckigkeit zu behaupten, weigern sich, auch nur um Haaresbreite nachzugeben, und kämpfen sogar um ihre Stellung, bis ein Religionskrieg unvermeidlich wird. Wir sind zwar keine Fatalisten, Kismetisten oder Anhänger des Prädestinationsdogmas, aber was nach den Naturgesetzen kommen muss, wird kommen.

Das Leben ist ewig, hat also keinen Anfang und kein Ende und offenbart beständig neue Möglichkeiten. Um die Ewigkeit zu ergründen, müssen wir zunächst die Möglichkeiten der Gegenwart ausschöpfen. Wir bleiben auf dem rechten Wege, wenn wir die dynamische Macht und Kraft unserer Lungen erkennen und uns entsprechenden Atemübungen ergeben, wenn wir unsere immer mehr vereinfachte Diät hinzusetzen und uns von Zeit zu Zeit den Gedanken der Wiedergeburt überschlagen und das zur Verwirklichung Notwendige durchführen. Wird uns die Wiedergeburt, dann fällt es uns leicht, uns in den Gedanken der Unendlichkeit und Ewigkeit zu vertiefen und neue Wege zu betreten, auf denen wir von unseren Fähigkeiten, Gaben und Talenten besseren Gebrauch machen können.

Johannes, der Evangelist, sagt: „Darin liegt das ewige Leben, Gott zu kennen." Kenne ich Gott? Erkenne ich das abstrakte Wesen der ewigwirkenden Intelligenz? Bin ich mir ihrer Gegenwart bewusst? Dann bin ich mir des ewigen Lebens bewusst. Wo keine Gotterkenntnis ist, ist das Leben nur ein leerer Traum, nur voll trauriger Erfahrungen, die uns gefangen halten, wie sehr wir auch versuchen, ihnen zu entfliehen.

Der menschliche Körper ist ein wundervolles Instrument, das aber einer Meisterhand bedarf, um es zu spielen. Diese Meisterhand ist die Individualität im Innersten unseres Wesens, die aber bei den meisten Menschen schläft wie der Heiland in dem Nachen auf dem See Galiläas, sodass die Wellen der Vererbung und die Stürme der Suggestionen den Nachen bedrohen und wir furchterfüllt den Untergang vor uns sehen.

Sobald die Individualität erwacht, glättet und ebnet sich alles und die Stürme des Lebens können uns kein Leid zufügen. So wollen wir unsere ganze Kraft zusammennehmen und unser zagendes Herz bestärken, um unserer Individualität zum Erwachen und zur Wirkungsfreiheit zu verhelfen, damit wir nicht untergehen! Werden die Stürme des Lebens gehorchen? Ganz gewiss! Aber wir müssen das Gesetz befolgen, müssen die einschläfernden Einflüsse der Umgebung hinausatmen und mit voller Überzeugung erklären: „Frieden, seid still!"

Der denkende Mensch, der sein Auge zu den Bergen der Erkenntnis erhebt und die endlose Weite des Weltmeeres mit all seinen Schätzen und Welten im Geiste erschaut, begreift, dass die Materie kein Ende hat, sodass es auch kein Ende des Weltraumes und seines Inhaltes, der Schöpfung und der Menschheit, geben kann. In jedem Menschen sind mehr Möglichkeiten enthalten, als selbst die Bestentwickelten unter uns auch nur in Umrissen zu erkennen vermögen. Schritt für Schritt streift der Mensch das beschränkte Denken ab, dass er an diesen Erdenstaub gebunden sei, und wird sich seiner Verwandtschaft mit dem schöpferischen Gottgedanken bewusst, der in ihm wohnt und ihn anspornt, zu denken, nachzudenken, vorauszudenken, zu vergleichen und Schlüsse zu ziehen, sodass dem Menschen eine sichere Grundlage für sein Handeln wird.

Unsere Versuche, das Unergründliche zu ergründen, würden ein eitles Unternehmen sein, wenn uns nicht im Atem der Schlüssel in die Hand gegeben worden wäre. Der Atem vermittelt uns die Schwingungen der Unendlichkeit, sodass uns durch die Ätherwellen alle Verbindungen mit unserer Umgebung ohne Rücksicht auf Zeit und Entfernung möglich sind. So können wir auf dem Wege der Forschung durch die zauberischen Illusionen der Materie, die die Räumlichkeit erfüllen, hoffnungsfreudig vorwärtsschreiten.

Das Schulwissen mag uns gewappnet haben, dass wir gewissen Verhältnissen in der menschlichen Gesellschaft richtig begegnen konnten. Unser Bücherstudium mag unserem Grübeln über das Vergangene gerecht geworden sein. Unsere Universitätsstudien mögen uns klargemacht haben, dass es noch unzählige ungelöste Rätsel in der Welt der Erscheinungen gibt; aber einen entscheidenden Einfluss auf unsere Erkenntnis haben wir dadurch nicht erlebt.

Diesen Methoden muss also etwas fehlen. Allmählich kommt es uns zum Bewusstsein, dass es mehr Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, als sich alle Schulweisheit träumen lässt. Dieses Bewusstsein systematisch zu wecken, gibt den Ausschlag für die Erweiterung unserer Erkenntnis, und das einzige Mittel dafür ist die bewusste Atempflege, die nun jeder Einzelne aufnehmen und die in das Schulwesen eingegliedert werden sollte.

Von Dr. O. Z. Hanish.
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