Die Atmung ist ein Teil des Stoffwechsels und zwar derjenige, der die gasförmigen Stoffe betrifft. Alle Lebewesen nehmen Sauerstoff auf und geben Kohlensäure ab. Der Sauerstoff ist für viele chemische Umsetzungen in unserem Organismus nötig und folglich ein besonders wichtiger Baustoff für ihn.
Das Organ, in dem sich dieser gasförmige Austausch abspielt, ist die Lunge. Sie ist zwar höchst elastisch, kann aber dennoch selbständig keine Bewegungen ausführen, sondern muss sich der Größe der Brusthöhle anpassen. Diese kann sich vergrößern oder verkleinern.
Wenn die mit der Wirbelsäule durch bewegliche Gelenke verbundenen Rippen durch die Kraft der Rippenmuskeln gehoben werden, so vergrößern sich Brusthöhle wie Lunge nach vorne und nach den Seiten, und es wird Luft in die Lunge eingesogen. Mit nachlassender Muskelkraft kehren die Rippen in ihre Ausgangslage zurück, und die Luft wird wieder hinausgedrückt, weil Brusthöhle und Lunge sich dabei verkleinern.
Den Boden der Brusthöhle bildet das Zwerchfell. "Zwerch" kann bedeuten: zwei oder quer. Es verbindet die beiden Hälften des Körperhohlraums und ist ein großer, quergespannter Muskel, gegen die Brusthöhle kuppelförmig gewölbt. – Spannt sich nun das Zwerchfell, so senkt es sich gegen die Bauchhöhle ab, es vergrößern sich Brusthöhle und Lunge, Luft kann einströmen. Bei seiner Abwärtsbewegung übt das Zwerchfell auf die in der Bauchhöhle liegenden Organe Druck aus. Diese suchen ihm auszuweichen. Dabei wölbt sich die elastische Bauchdecke, die den geringsten Widerstand leistet, weit vor. Bei der Einatmung können wir daher fühlen, wie sich der Bauch nach außen wölbt. Bei der Ausatmung ist es umgekehrt.
Das Zwerchfell darf an dieser Abwärtsbewegung nicht gehindert werden. Deswegen muss der Körperhaltung große Beachtung geschenkt werden. Vornüber gebeugtes Sitzen zum Beispiel verursacht einen Druck der Baucheingeweide auf das Zwerchfell und verhindert seine Abwärtsbewegung. Sitzen mit vornüber hängenden Schultern bremst die Rippenbewegung und engt die Brust ein. So wird die Atmung flach.
Auch zu vieles Essen ist ein Hindernis für die Zwerchfellbewegungen. Ist der Magen-Darm-Kanal überfüllt, verkleinert er den Raum der Bauchhöhle und drückt gegen das Zwerchfell, so dass es sich nicht ausdehnen kann.
Das Blut, das die Lungen durchströmt, nimmt bei guter Atmung viel Sauerstoff auf. Es fließt zum Herzen und wird von dort in alle Teile des Körpers gepumpt. Dort gibt es den Sauerstoff ab, nimmt Kohlensäure auf und kehrt über das Herz in die Lunge zurück. Mit der Ausatmung durch Zusammendrängen der Lunge wird die Kohlensäure aus dem Körper transportiert. Das Herz ist die treibende und ausgleichende Kraft für diesen Vorgang. Seine Aufgabe ist es, den Körper und seine Organe ständig mit Blut zu versorgen. Diese "Muskelpumpe", ca. 300 gr. schwer, pumpt etwa 70mal in der Minute durch ein Adernsystem von 100 000 km Länge stündlich rund 300 Liter Blut. – In 70 Jahren schlägt dieser faustgroße Herzmuskel unermüdlich 2,5 Milliarden Mal und pumpt mehr als 200 Millionen Liter Blut durch den Organismus.
Das Herz steht als "Umwälzanlage" im Mittelpunkt des Blutkreislaufes. Es pumpt frisches, sauerstoffhaltiges Blut zu den Körperorganen, wo Sauerstoff und Nährstoffe abgegeben und Kohlendioxid und Schlackenstoffe aufgenommen werden. Das durch die Venen zurückfließende Blut wird vom Herzen in die Lunge weitergepumpt, wo es mit Sauerstoff neu beladen wird. Jede Pumpaktion ist als Pulsschlag fühlbar. Wenn sich das Herz füllt, strömt das Blut über die Vorhöfe in die Herzkammern, die sich dann zusammenziehen und auf diese Weise das Blut wieder durch die Herzklappen hinauspumpen.
Das Herz ruht mit seinem unteren Teil auf dem Zwerchfell, das Brust- und Bauchraum miteinander verbindet. Es ist an beiden Seiten von Lungengewebe eingerahmt. Die Atembewegungen des Zwerchfells führen das Herz auf und ab. Es kommt zu einer Art Massage, die den Blutstrom vom Herzen fördert.
Bei vielen Herzkrankheiten sind daher auch Atemübungen von großem Nutzen.
Die Wirkung der Atemfunktion auf den Kreislauf des Blutes ist für dessen Qualität verantwortlich. Da aber die Drüsentätigkeit von der Qualität des Kreislaufes abhängt, ist die Atemfunktion auch für den weiteren Stoffwechsel wichtig.
Wir sollten die Atmung so oft wie möglich bewusst ausführen, damit wir Hemmungen auf Grund von seelischen Reflexen entgegenwirken. Diese gehen auf Reaktionen von äußeren Eindrücken zurück, denen wir im Tagesablauf ausgesetzt sind.
Alle Teile unseres Körpers sind miteinander verbunden und voneinander abhängig. Ist also ein Teil in seiner Funktion gestört, so vermindert sich die Summe aller positiven Leistungen innerhalb des gesamten Organismus.
Zwei Systeme durchziehen unseren Körper bis in feinste Verästelungen: das Gefäßsystem und das Nervensystem. Ersteres nimmt Stoffe auf, bildet sie um und verwertet sie, letzteres hat die Überwachung und Lenkung dieser Vorgänge zu übernehmen.
Das Nervensystem hat seinerseits zwei Arbeitsfelder. Es meldet alle körperlichen Vorgänge der Zentralstelle im Gehirn, und es überwacht die Umwelt und gibt alle Informationen an die Zentralstelle weiter, die wiederum die Reaktionen der verschiedenen Arbeitsgruppen im Gefäßsystem steuert. Die Überlastung der einzelnen Gruppen führt zu Fehlleistungen im Körperinneren, zu Funktionsstörungen.
Hier nun ist die Atmung ein ausgezeichnetes Ausgleichsmittel. Sie vermag den Störungen entgegenzuarbeiten. Die Bewegungen, von denen unsere Atmung abhängt, können wir durch unseren Willen beeinflussen. Daher gilt es, das bewusste Atmen mehr und mehr zu lernen.
Bedenken Sie darüber hinaus noch das Folgende:
Der Atem ist nicht nur das rein Stoffliche der Luft, nicht nur Mittler der Lebenskraft im Nerven- und Blutsystem, mit ihm fließt zugleich das durchgeistigende, erweckende Prinzip in des Menschen Seele – er ist die Grundlage des Geistigen im Menschen.
Der Atem wird zum "Odem", durch den der Mensch "eine lebendige Seele ward", wie die Bibel es ausdrückt. Im bewussten Atem sind die atmosphärischen Potenzen, die Lebensenergien, das "Pneuma" der Griechen, der Lichtsamen, das "Ga Llama" der zarathustrischen Orden.
Der Atem ist zu bezeichnen als die "äußere Bedingung" des Geistes, Mittler zwischen der Allheit Gottes und mir, dem Individuum. Die göttliche Allmacht bedient sich des Atemimpulses im Menschen, um sich darzustellen. Des Menschen Aufgabe ist es ja, die in ihm niedergelegte göttliche Intelligenz zu offenbaren. So ist es also der Geist-Atem, der Mensch und Kosmos zu einem Ganzen vereint. In dieser Lebensmacht leben, weben und sind wir in Zeit und Ewigkeit.
Anmerkungen zu allen rhythmischen Atemübungen
- Bewusstes Entspannen.
- Richtige Sitz-, Steh- oder Kniehaltung.
- Die Augen konzentrieren wir auf einen Punkt, der ca. 1,75 - 2 m entfernt ist.
- Das Licht haben wir im Rücken.
- Als Vorübung zu jeder rhythmischen Atemübung atmen wir einige Male tief ein und aus, bis die Lunge völlig entleert ist. Die Zunge liegt völlig entspannt im Mundboden, die Lippen liegen leicht aufeinander.
- Wenn wir uns eine Übung erarbeitet haben und sie vollkommen entspannt ausführen können, kann die Wendepunktpause bis zu 4,5,6,7 Sekunden verlängert werden.
- Eine Übung sollte man über den Zeitraum von 1-2 Monaten täglich vollführen und sich erst, wenn man sie völlig beherrscht, der nächsten zuwenden. Es dauert jahrelang, bis man sich gänzlich in sie eingearbeitet hat und sie je nach Bedarf einzusetzen vermag.
Hab Sonne im Herzen, ob’s stürmt oder schneit,
ob der Himmel voll Wolken, die Erde voll Streit.
Hab Sonne im Herzen, da komme was mag,
das leuchtet voll Licht dir den dunkelsten Tag.
Hab ein Lied auf den Lippen mit fröhlichem Klang,
und macht auch des Alltags Gedränge dich bang.
Hab ein Lied auf den Lippen, da komme was mag,
das hilft dir verwinden den einsamsten Tag.
Hab ein Wort auch für andere in Sorg und in Pein,
und sag, was dich selbst lässt frohgemut sein.
Hab ein Lied auf den Lippen, verlier nie den Mut,
Hab Sonne im Herzen und alles ist gut.
Caesar Flaischlen