Die Harmonielehre, verständlicher noch Harmonisierungslehre genannt, betrifft das ganze Leben in allen seinen Erscheinungen. Durch sie werden wir mit den Beziehungen zwischen unserer Individualität und dem "Großen Ganzen" bekannt, also denen zwischen dem Geschöpf, seinen Mitgeschöpfen und ihrer aller Schöpfer.

Das Grundprinzip aller Lebenserscheinungen ist der eine universelle Grundton. In der Musik gibt es 7 Haupt- und 5 Zwischentöne, also zusammen 12, die die Vollzahl aller Töne ausmachen. Aber auch sie gehen alle aus einem Grundton hervor und sind Abwandlungen davon. Sie unterscheiden sich nur durch die Anzahl der Schwingungen voneinander. Diese unendlich vielen "Schattierungen" können nun ihrerseits ohne Ende weiter abgewandelt werden.

Der Körper, in dem unser Ich lebt, ist das Ergebnis von Tonschwingungen. Jedes Ding hat seinen eigenen Grundton, seine "persönliche Note". Daher können wir durch den Ton auch jeden Gegenstand, jede Naturerscheinung und ebenso jeden Menschen erkennen, denn sie alle haben ihre individuelle Tonschattierung, gemäß ihrem Entwicklungszustand. Auf diese Weise kommen wir dem wirklichen Wesen oder dem Geist der Dinge auf die Spur.

Zuerst müssen wir den eigenen Körper, also unsere eigene Natur, harmonisieren, ehe er uns eine Verbindung mit der Umwelt vermitteln kann. Unser Körper ist ein Planet für sich und zugleich Empfangsstation und Transformator für alle Tonvibrierungen der Außenwelt.

Auch die Sprache beruht auf dem Ton. Man kann sagen: der Ton offenbart sich durch die Sprache. Sprechen, singen, lachen, stöhnen, summen, flüstern ist angewandter Ton. Es gilt daher, die Schwingkraft des Tones, die in uns ist, zu üben, indem wir unseren eigenen Grundton finden und dann unsere Oktaven aufbauen. Wenn wir den Grundton und die 7 Vokale in Verbindung mit allen Konsonanten so wirksam zu handhaben verstehen, dass ihre Schwingungen den ganzen Körper durchwirken, so wird unser Wesen gestimmt und beginnt zu tönen.

Anschließend können wir uns auf unsere Umgebung einstimmen, indem wir die in uns befindlichen Korrespondenzen und Parallelbahnen in entsprechende Schwingungen versetzen. Ein Ding zu erkennen, bedeutet folglich, es auf unseren Grundton zu transformieren, in Einklang mit ihm zu kommen. Dann wird es immer weniger Missverständnisse und Unstimmigkeiten geben. Bedienen wir uns aller Töne, die das menschliche Wesen enthält und hervorbringen kann, so wird es uns möglich sein, alles zu wissen, was wir wissen möchten. Dem eigenen Bewusstsein gemäß, können wir den Weg der Weisheit betreten, einer Weisheit, die alle Wissenschaft überragt.

Die Bedeutung der einzelnen Vokale

a:   bedeutet Staunen, Überraschung, Bewunderung. A bedeutet auch das Grundprinzip des Lebens, auf dem alle Dinge der Erscheinungswelt beruhen. Das korrespondierende Organ ist die Lunge.

ä:   bedeutet Selbsterhaltung, Selbstschutz, Selbstbehauptung, Selbständigkeit, Widerspruch, Ablehnung des Schädlichen, Abstreifen alles dessen, was den Fortschritt hemmt oder hindert. Das korrespondierende Organ ist der Verdauungstrakt.

e:   bedeutet Frage und Antwort, Abwägen, Berechnung, Ausgleich. Das korrespondierende Organ ist die Leber.

i:    bedeutet Freude, Heiterkeit, Begeisterung, Wunsch nach Lebensgestaltung in Harmonie, sowohl der äußeren Umgebung nach als auch im Verlangen nach dem Inneren, dem Seelisch-Geistigen, Verklärten, Göttlichen. Die korrespondierenden Organe sind die Nieren und die Keimdrüsen.

ü:   bedeutet Schönheit, Güte, Freundlichkeit, Milde, Ergebung, Demut. Das korrespondierende Organ ist die Milz.

u:   bedeutet Suchen, Forschen, das Verborgene, Unerklärliche, die innere Tiefe, die abstrakte Seite unseres Wesens, Ehrfurcht, Erkenntnisvermögen mit dem feinen inneren Wesen; dadurch Freiheit von Vorurteil. Das korrespondierende Organ ist die rechte vordere Herzkammer.

ö:   bedeutet Wissen, wissenschaftliches Denken, Scharfsinn, Schöngeistigkeit, Höflichkeit, Beachtung des Gesetzes der Distanz. Das korrespondierende Organ ist das Gehirn.

o:   bedeutet seelische Erhebung, Verbundenheit mit Gott, wahre Religiosität. Ein Funken des Göttlichen lebt in jedem von uns und vermag sich zu offenbaren, soweit wir es ihm durch die Entwicklung unseres Körperwesens ermöglichen. Sind wir uns dessen bewusst, so sollten wir unser Dasein von da aus leiten, um es zu meistern. – Der letzte Seufzer beim Tode endet mit einem o...m. Dieses o bedeutet aber zugleich einen neuen Anfang und geht durch die Schwingungen der Unendlichkeit wieder in ein a oder einen neuen Lebenszustand über. Das korrespondierende Organ ist die linke hintere Herzkammer.

Die Vokale müssen in der angegebenen Reihenfolge geübt werden, weil sie so angeordnet sind, dass sie das Rückgrat von unten nach oben beleben. Die Reihenfolge ist gleichsam die Tonleiter des menschlichen Körpers; jeder Ton weckt ein Nervenzentrum. Schließlich versteht der Mensch sich voll und wird nun erst seiner Entwicklungsstufe gerecht. Auch fallen ihm seine Arbeiten und Hobbies leichter. Wir beginnen uns auch für solche Fragen zu interessieren, an die wir zuvor nie dachten. – Vor allem aber kann der Ton jeden Körperteil erreichen, ordnen, heilen, wenn man sich in Zucht nimmt und übt. Es lohnt sich!

Der Grundton

Den Grundton findet man am besten morgens, wenn der Körper sich noch nicht wieder durch die Anstrengungen der Tagesereignisse verzogen und verstimmt hat. Wir müssen uns stets neu auf ihn einstimmen, weil wir uns jeden Morgen anders gestimmt vorfinden.

Als Vorübung nehmen wir einige Atemzüge im kurzen Staccato-Atem, auch Seufzer-Atem genannt, damit das Zwerchfell erschüttert und gelockert wird. Sie sind die Einleitung für alle Harmonieübungen. Nun finden wir summend "unseren Ton", den wir jeden Morgen wieder überprüfen, bis wir uns seiner gewiss sind. – Eine weitere ausgezeichnete Übung, sich den eigenen Grundton zu erwerben, ist die 1. Harmonieübung.