Atem und Ernährung

Die Pflege des individuellen Atems und die naturgemäße Ernährung legen den Grund für die Weiterentwicklung des Gehirns. Denn der Mensch vereinigt in sich eine endlose Reihe von Intelligenzen ätherischer Natur und eine endlose Reihe von Elementarien atomistischer Natur. Die einzelnen Posten beider Reihen sind unaufzählbar; aber jeder einzelne Posten ist notwendig, damit der Mensch die ihm von Natur aus zukommende Aufgabe vollziehen kann. Deshalb muss er beiden Richtungen seine Aufmerksamkeit schenken, damit ihm das Dasein auf Grund der Naturgesetze möglichst lange sichergestellt und zugleich nach den Prinzipien der ewigwirkenden Intelligenz immer vollkommener gestaltet werde. Zwei einfache alltägliche Betätigungen setzen ihn also instand, beiden Richtungen gerecht zu werden: Atmung und Ernährung.

Der Atem zieht die Ätherwellen an sich, die alle Elemente mit sich tragen, die zur Schöpfung und Entwicklung führen, und die Lungen halten die Elemente fest, die dem Fortschritt dienen, die Gehirnintelligenzen anregen, die Lungenmuskeln bestärken, die Nervenfluida vermehren und das Blut reinigen, sodass das Blut allmählich sein richtiges spezifisches Gewicht erhält. Dadurch hat es das Herz leichter, das Blut zu verteilen, und solche negativen Zustände wie Unsicherheit, Unentschlossenheit, Ärger, Aufregung und Furcht verlieren sich.

Die Ernährung hält das Körperwesen aufrecht, gesund und jugendfrisch, wenn wir die Naturgesetze innehalten, die höchst einfach sind. Jede Jahreszeit bringt ihre eigenen Erzeugnisse hervor. Deshalb sollten wir uns grundsätzlich an die Erzeugnisse der Jahreszeit halten, die unsere Zone und unsere Gegend hervorbringen und uns eine natürliche Abwechslung vermitteln. Schon nach kurzer Zeit naturgemäßer Ernährung wird der Eingebungssinn rege und bestimmt mit Hilfe des abwägenden Denkens die Nahrung, die unserem jeweiligen Zustand und Bedürfnis entspricht. Dadurch werden wir immer sicherer in der Auswahl der Speisen, da uns der Eingebungssinn schließlich so sicher leitet, wie das Tier vom Instinkt geleitet wird. Dann wählen wir uns aus der unerschöpflichen Fülle der Schatzkammer der Natur das aus, was den Körper in allen seinen Teilen in Tätigkeit und gesund erhält.

Übergeben wir uns aber einseitig nur einer Richtung, dann muss unser Leben sein Ziel verfehlen. Nur atmen zu wollen, und wenn es gleich in Form von Gebeten, vielleicht sogar vermittels einer indischen Gebetsmühle geschähe, würde uns der körperlichen Leistungsfähigkeit berauben. Würden wir unsere ganze Aufmerksamkeit und Sorge nur dem Essen widmen, wie es heute durchschnittlich geschieht, so steigert sich der an sich natürliche Selbsterhaltungstrieb zur Selbstsucht, zum Neid, zum Verbrechen, zur Gewalttätigkeit, zur Unterdrückung und zum Krieg.

Es kommt sogar nicht selten vor, dass jemand, der die Atempflege mit großer Gewissenhaftigkeit aufnimmt, regelmäßig durch seine Übungen geht und von Tag zu Tag geistige Fortschritte verzeichnet, plötzlich an einen Punkt kommt, wo das Intelligenzwesen erlahmt und sogar körperliche Hemmungen auftreten. Das beweist, dass er zwar die Lungenkraft erweitert, aber die Ernährungsregeln vernachlässigt hat.

Ebenso häufig kommt es vor, dass jemand, der die Ernährungsregeln so gewissenhaft befolgt hat, dass er zunächst seine Krankheit zum Stillstand brachte und sie überwand und sogar durch die Transsubstantiation der Nahrungsstoffe eine gewisse Veredlung und Vergeistigung seines Körperwesens erreichte, also gute Fortschritte machte, unerwartet an einen Punkt kommt, wo er stillezustehen scheint und kein geistiges Wachstum mehr verspürt. Das beweist, dass er wohl auf die Ernährung geachtet, aber die Lungentätigkeit nicht genügend gefördert hat.

In beiden Fällen fehlte einfach der Ausgleich und deshalb musste der Fortschritt zum Stillstand kommen. Aber Atemkunst und bewusste Ernährung im Bunde miteinander verhelfen uns zur Verlängerung und Vervollkommnung des Lebens. Deshalb muss der Mensch, der im Zustand des Fortschritts verbleiben will, um den Anforderungen des Zeitgeistes gewachsen zu sein, Tag für Tag für völligen Ausgleich seiner ätherischen und atomistischen Seite sorgen, also der Atmung dieselbe Aufmerksamkeit schenken wie der Ernährung.

Auf der ätherischen und auf der atomistischen Seite des menschlichen Wesens entwickeln sich von Natur aus zwei entgegengesetzte Kräfte, die sich ausgleichen müssen, damit uns die Natur dienen und uns ihre Schätze ununterbrochen offenbart. Diese beiden Kräfte wirken als Anziehung und Abstoßung, als Zentripetal- und Zentrifugalkraft, als Kristallisation und Fokulisation und müssen sich vereinigen oder polarisieren und ausgleichen.

Deshalb sind die bewusste Atempflege und die bewusste Ernährung so wenig voneinander zu trennen wie Wissenschaft und Glauben, Natur und Intelligenz, Mensch und Gott, und vereint ebnen sie uns den Weg zum Fortschritt bis zur Vollkommenheit. Den ersten Schritt auf dem Wege zur Vollkommenheit haben wir gemacht, sobald wir aufhören, Fleisch und Blut unserer Mitgeschöpfe als Nahrung zu benutzen, sobald wir uns den Erzeugnissen des Pflanzenreichs als Nahrungsmitteln zugewandt und außerdem gelernt haben, den Atem zu beherrschen und durch ihn die feineren Elementarien der Luft an uns zu ziehen, die, frei von Erdenschwere, auch uns von allen körperlichen Belastungen freimachen können.

Je mehr wir das Lungengewebe vermittels der eingeatmeten Elementarien ernähren, umso mehr wird die intellektuelle Gehirngruppe hinter der Stirn belebt, sodass sich diese Gruppe mit der spirituellen Gehirngruppe in der Scheitelgegend verbindet und allmählich die Moral, die Ethik und die Spiritualität erscheinen und sich schließlich auch die materielle Gehirngruppe im Hinterkopf und am Schädelboden dem Ganzen fügt. Umso besser wird dann auch die Nahrung umgewandelt oder transsubstantiiert und umso gesünder und langlebiger sind wir, weil alle Teile in uns reibungslos miteinander arbeiten.

Dann macht sich uns immer mehr die Erkenntnis aller Dinge offenbar und treibt uns an, Hand anzulegen, damit sich Intelligenz und Materie vermählen. Dann steht uns alles offen und zur Verfügung, was die Unendlichkeit innehält, und wir brauchen es nur zu materialisieren, vermittels unserer Intelligenz in den Bereich unserer Sinne zu ziehen und es in Umlauf zu setzen, wie es Johannes in der Offenbarung veranschaulicht.

Aber die allermeisten Menschen sind vom Wege der Vollkommenheit soweit abgewichen, dass sie die Atempflege überhaupt vergessen und sich gegen alle Gesetze der Natur ernährt haben. Infolgedessen sind die Verdauungsorgane überanstrengt und geschwächt, das Drüsensystem überreizt oder gelähmt und die Gesamtentwicklung aufgehalten, wenn nicht gar zum Stillstand gebracht worden.

Auszüge aus Mazdaznan-Atem- und Gesundheitskunde.
Von Dr. O. Z. A. Hanish / Dr. O. Rauth, bearbeitet von Jens Trautwein.
Foto: Adobe Stock © contrastwerkstatt


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