Mandeln – gesunder Kern in harter Schale

Wenn man etwas besonders Wertvolles besonders gut schützen möchte, dann sollte man es wie eine Nuss verpacken! Vor allem der Mandelkern ist von einer sehr harten Schale gut umhüllt und geschützt. Ist die harte Schale aufgebrochen, offenbart sie einen wahren Schatz, denn die Mandel ist voll von wertvollen und gesunden Inhaltsstoffen. Bei Mandeln unterscheidet man zwischen der süßen Mandel, für die es vielfältige Verwendungen gibt, und der bitteren Mandel, von der aufgrund des Blausäuregehaltes nur sehr wenige gegessen werden dürfen. Wir beschäftigen uns im folgenden Artikel mit der süßen Mandel, die schon vor Jahrtausenden in Asien kultiviert und dann über den Orient den Weg nach Europa fand.

Ideale Wachstumsbedingungen findet der Mandelbaum in den warmen Gegenden um das Mittelmeer herum. Da die Mandelblüte oft schon im Februar beginnt, besteht die Gefahr, dass durch Frost die Blüte und damit auch die Ernte zerstört werden. Schlechte Ernten und die immer größer werdende Nachfrage sind die Gründe dafür, dass der Preis für die Mandeln in den letzten Jahren stark angestiegen ist. Da man von den Mandeln nur kleine Mengen benötigt, ist ein hoher Preis, insbesondere bei Bio-Mandeln und Bio-Ölen aufgrund der hohen Qualität jedoch gerechtfertigt.

Der hohe Gehalt an Magnesium in Verbindung mit Kalzium und Kalium macht die Mandel zu einer wertvollen Nahrung für die Muskeln, die Knochen und das Nervensystem des Menschen. Die Muskeln benötigen Magnesium, um die Muskelspannung, den Tonus, aufrechtzuerhalten. Bei Störungen kommt es zu Erschlaffungen oder zu dauerhaften Verspannungen bis hin zu Krämpfen der Muskulatur. Die Leistungsfähigkeit der Muskeln ist also von einer guten Magnesiumversorgung abhängig. Das gilt aber nicht nur für Sportler, auch für Nichtsportler ist es wichtig, dass die Muskeln richtig arbeiten, denn bei nahezu allen Körperfunktionen sind Muskeln beteiligt, auch wenn uns das gar nicht so bewusst ist. Denken Sie nur an die Herzmuskulatur, die Darmmuskulatur, die Kiefermuskulatur und sogar die Muskulatur der Hautporen.

Besonders magnesiumreich sind auch unsere Knorpel, die – wie die Muskeln – elastisch bleiben müssen. Kommt es aufgrund von Übersäuerung zur Entmineralisierung des Knorpelgewebes, werden diese hart und brüchig und es kommt zu den verschiedensten Knorpel-Erkrankungen, angefangen von Meniskusschäden bis hin zu Problemen mit den Bandscheiben. Analog dazu führt die säurebedingte Entmineralisierung der Knochen zu deren Schwächung mit Arthrose, Arthritis bis ihn zur Osteoporose als Folgeerscheinung.

Auch das Nervensystem profitiert von den Inhaltsstoffen der Mandel. Magnesium ist an der Regulierung der Erregungsleitung der Nervenzellen beteiligt. Nervosität, Verwirrtheit, Reizbarkeit und Stress können direkte Folgen eines Magnesiummangels sein. Nicht umsonst finden sich Nüsse und insbesondere Mandeln im sogenannten „Studentenfutter“ wieder. Die hohe Konzentration von fruchteigenem Zucker bei Trockenfrüchten und die wertvollen Inhaltsstoffe der Nüsse liefern lang anhaltende und wichtige Energie für die Zellen des Körpers und des Gehirns. Ein weiterer wichtiger Punkt ist der hohe Gehalt an pflanzlichen Eiweißen in der Nuss. Diese Eiweiße sind leichter verdaulich als tierische Eiweiße und führen zu weniger Fäulnisvorgängen im Darm. Vor allem Kinder und Säuglinge, aber auch alle anderen Menschen, die sich gesund und aufbauend ernähren möchten, profitieren davon. Tierische Eiweiße, insbesondere solche aus Fleisch und Kuhmilchprodukten, führen zu höheren Harnsäurewerten und können dadurch zur Übersäuerung des ganzen Organismus beitragen. Rheumatismus, Gicht aber auch Nieren- und Hautkrankheiten wie Ekzeme oder Neurodermitis können die Folge sein. Es lohnt sich also, die tierischen Produkte zu reduzieren oder sogar ganz durch pflanzliche zu ersetzen. Beim Eiweiß ist das einfach, denn vor allem Nüsse und Hülsenfrüchte enthalten große Mengen an hochwertigem Eiweiß, sodass eine kleine Menge am Tag bereits ausreicht, um den Bedarf zu decken.

Natürlich enthalten Mandeln wie alle Nüsse viel Fett, was dazu führt, dass beleibtere Menschen diese oft meiden – jedoch zu Unrecht. Eine Handvoll Mandeln, also ca. 100 g, enthält zwar mehr als 500 Kalorien, kann aber beim Abnehmen sogar helfen. Wer Mandeln isst, ist schneller und länger satt, und das schützt vor Heißhunger und somit vor vielen weiteren Kalorien. Sogar der Cholesterinspiegel lässt sich durch den regelmäßigen Verzehr von Mandeln senken. Wichtig dabei ist natürlich, dass die Mandeln nicht zusätzlich zu den üblichen Mahlzeiten sondern statt derer gegessen werden. Ersetzen Sie also Ihr übliches Brot- und Marmelade-Frühstück z. B. durch etwas Obst mit Mandeln oder anderen Nüssen und Sie werden nach kurzer Zeit feststellen, dass dieses Ihnen mehr Kraft und Energie gibt und Ihrer Verdauung zuträglicher ist als ein dick belegtes Marmeladen-, Wurst- oder Käsebrötchen.

Wichtig: Kauen Sie die Mandelkerne sehr gut und gründlich oder verwenden Sie sie frisch gemahlen oder als Mandelmus. Die Mandeln können auch 6–12 Stunden in dampfdestilliertem Wasser eingeweicht werden. Dann werden sie weich und leicht verdaulich, ebenso wenn man sie im Backofen mit etwas natürlichem Salz goldbraun anröstet. Die ledrige, braune Haut der Mandeln, die schwer verdaulich ist, lässt sich durch Blanchieren (Mandeln mit etwas heißem Wasser übergießen) oder Einweichen leicht entfernen.

Werden die süßen Mandeln zu Öl gepresst, entsteht ein seit Jahrhunderten geschätztes wertvolles Gesundheits- und Schönheitsmittel. Innerlich kann man 1–3 Esslöffel Mandelöl am Tag einnehmen, um beruhigend auf Reizungen und Entzündungen im Verdauungstrakt einzuwirken. Äußerlich, zur Hautpflege täglich eingerieben, nährt und strafft das Mandelöl die Haut, wirkt bei rissiger und trockener Haut und unterstützt sogar die Heilung von oberflächlichen Entzündungen und Verletzungen. Nach dem Waschen sollte der ganze Körper, insbesondere die Füße und alle Hautpartien, die mit der Luft in Berührung kommen, immer mit etwas Öl abgerieben werden, um die Feuchtigkeit auf der Haut und damit den Nährboden für Bakterien und Pilze zu beseitigen. Fettleibige kneten und klopfen dabei den ganzen Körper, Schmächtige dagegen reiben ihn in runden Bewegungen, bis sich die Körperformen voll und rundlich anfühlen. Mandelöl reinigt die Haut, dringt sehr gut ein, eignet sich für jeden Hauttyp und im Sommer und im Winter gleichermaßen.

Ohne behaupten zu wollen, dass man alle Krankheiten und Probleme mit ein paar Mandeln heilen kann, ist – im Sinne des Leitsatzes von Hippokrates „Eure Nahrung soll eure Medizin und eure Medizin soll eure Nahrung sein“ – die Mandel ein besonders wertvolles Nahrungsmittel!

Von Jens Trautwein.
Foto: Adobe Stock © vikakurylo81

Siehe auch „Rezepte mit Mandeln″.