Bitter macht Freude und hält gesund! Wie Bitterstoffe auf Leber, Galle und Bauchspeicheldrüse wirken

Frühling! Endlich wärmende Sonnenstrahlen, Licht und leuchtende Farben. Die Vögel zwitschern um die Wette und Blumen und Gräser erblühen in tausend Farben. Frühling bedeutet Leben, Wachstum und Freude pur! Die süße Lebensfreude macht schon fast trunken und eines scheint so überhaupt nicht dazu zu passen: Bitterkeit!

Und wenigstens was die Ernährung angeht, rächt sich das Fehlen der Bitternis in Form von Müdigkeit und Krankheit. Im Bestreben, das Bittere im Leben zu vermeiden, werden auch aus den Nahrungsmitteln immer mehr Bitterstoffe herausgezüchtet. So schmeckt dann alles „nur“ noch süß oder salzig. Aus Endiviensalat, Radicchio, Chicoree und selbst bei Karotten wurden schon die Bitterstoffe herausgezüchtet.

Mit der Folge, dass die Organe, die auf die Zufuhr von Bitterstoffen angewiesen sind, leiden: Magen, Leber, Gallenblase, Bauchspeicheldrüse, Darm – also der gesamte Verdauungstrakt. Die Folge sind Blähungen, Sodbrennen, Allergien, Störungen der Darmflora, Müdigkeit, Völlegefühl, Durchfall, Verstopfung usw.

Bereits wenn die Bitterstoffe mit der Zunge in Kontakt kommen, werden über Reflexe die Speichel- und Magensaftsekretionen, die Produktion von Galle und Bauchspeicheldrüsensekret und der ganze Verdauungsgang angeregt und somit für die Nahrungsaufnahme vorbereitet. Fehlen diese Bitterstoffe, so ist auch die Anregung der Organe mangelhaft und die Nahrung kann nicht vollständig und richtig verdaut werden. Die Folgen: Der Speisebrei wird nicht vollständig verdaut, wodurch die Nährstoffe nicht frei werden und daher auch nicht aufgenommen werden können. Es kommt also zu Mangelerscheinungen. Der unvollständig verdaute Speisebrei hinterlässt Reste und Verklebungen in den Darmschleimhäuten, die den Nährboden für Parasiten und Entzündungen bilden und die Aufnahme der Nährstoffe ins Blut verhindern oder die Darmwände so schädigen, dass auch Schadstoffe ungehindert ins Blut gelangen können. Die Kotreste, die nicht ausgeschieden werden, durchlaufen weitere Zersetzungsprozesse, deren Produkte wiederum in die Blutbahn gelangen. Nun ist das erste Schutzschild des Immunsystems überwunden. Fäulnisprodukte, Alkohol und Bakterien, die im Blut angekommen sind, müssen dort von den weißen Blutkörperchen (Leukozyten) unschädlich gemacht werden; dazu erhöht der Körper die Anzahl von Leukozyten, die bei Entzündungen im Blut nachgewiesen werden können.

Die dritte Bastion des Immunsystems ist die Leber. Sie ist das Zentralorgan des Verdauungssystems und das wichtigste Entgiftungsorgan des Körpers. Sie filtert Krankheitserreger und Schadstoffe aus dem Blut, bevor das nährstoffreiche Blut an den Rest des Körpers zur Versorgung aller Zellen weitergeleitet wird. Die herausgefilterten Abfallstoffe werden zum einen über die Nieren abgeleitet (Harnstoffe) und zum anderen über die Galle wieder an den Darm abgegeben, um sie dort mit dem Stuhlgang auszuscheiden. Ist die Ausscheidung ungenügend, z. B. bei Verstopfung, können auch diese Stoffe wieder zurück ins Blut gelangen und somit eine schleichende „Selbstvergiftung“ verursachen.

Kein Wunder, dass irgendwann die stärkste Leber streikt bzw. überlastet ist. So wundert sich so mancher, dass die Leberwerte schlecht sind, obwohl der Mensch steif und fest behauptet, dass „er doch gar keinen Alkohol trinke“. Es soll ja sogar Menschen geben, die tatsächlich Abstinenz (Enthaltsamkeit) üben, was allerdings nicht immer mit der Absenz (Abwesenheit) von Alkohol im Blut gleichzusetzen ist. Oft sitzt die Alkoholproduktion direkt im Darm. Durch Hefen wird Zucker (insbesondere Glukose aus verschiedenen Quellen wie isoliertem Zucker, Kohlenhydraten aber auch Fruchtzucker etc.) in einem sauerstoffarmen Milieu zu Ethanol und Kohlendioxid (CO2) abgebaut. Während das CO2-Gas im Dickdarm sich nach unten den Ausgang sucht, drückt das CO2 im Dünndarm unangenehm nach oben, manchmal sogar so weit, dass das Zwerchfell und damit die Atmung behindert wird und es zu Beklemmungsgefühlen im Brustraum (Herzbeklemmung, Herzenge) führt. Der Alkohol dagegen gelangt ins Blut, belastet die Leber und lähmt das Nervensystem, wie bei einem kleinen Rausch. Das erklärt, warum sich manche Menschen müde, abgeschlagen, unmotiviert und seltsam blockiert fühlen: das Nervensystem ist gelähmt und der Mensch verliert jede Spannkraft und Unternehmungslust.

„Die Müdigkeit ist der Schmerz der Leber“

Mittels verschiedenen Reizmitteln (Kaffee, Schokolade, Nikotin etc.) versucht man dann, sich zu stimulieren, doch die jugendliche Schaffenskraft und Kreativität wollen auch dadurch einfach nicht wiederkommen. Wer die Problematik grundlegend und nicht nur von den Symptomen her behandeln möchte, der erkennt, dass auch grundsätzliche Maßnahmen nötig sind:

  • Darmreinigung und Darmgesundheit
  • Desinfektion des Verdauungstraktes, um Krankheitserreger zu beseitigen
  • der Jahreszeit und dem individuellen Gesundheitszustand angepasste Ernährung
  • Reinigung des Blutes
  • Unterstützung der Leber

Und hier kommen die bitteren Kräuter wieder ins Spiel. Sie sind oft absolute Alleskönner im Pflanzenreich. Bittere Kräuter reinigen und wirken desinfizierend auf den Verdauungstrakt, töten Krankheitserreger, reinigen das Blut und unterstützen die Leber. Der Frühling bringt reichlich Kräuter, Salate und Gemüse hervor, die wir reichlich und regelmäßig in unseren Speiseplan integrieren sollten. Biologisch angebaute Salate und Gemüse wie Chicoree, Radicchio, Rucola, Endivien, Rosenkohl, Brokkoli, Artischocke, ergänzt durch bittere (Wild-) Kräuter wie Löwenzahn, Pfefferminze, Baldrian (Katzenkraut), Beifuß (auch Gänsekraut, Wilder Wermut), Hopfen (wilder Hopfen), Schafgarbe, Wegwarte (Zichorie), Rosmarin, Thymian, Salbei und viele andere können klein geschnitten zum Salat oder Gemüse täglich gegessen oder zu einem (Wild-)Kräuter-Smoothie gemixt werden.

Besonders wirksam sind die bitteren Kräuter, wenn sie trocken auf oder unter die Zunge gelegt werden und dort einige Minuten verbleiben. Es bildet sich intensiver Speichelfluss und alle inneren Verdauungsorgane werden aktiviert. In alter Zeit war es Sitte, während der Fastenzeit täglich statt des Frühstücks ein Kraut auf die Zunge zu legen und einige Minuten später heißes Wasser zu trinken. So hatte man einerseits die Anregung direkt im Mund und durch das heiße Wasser noch einen „Teeaufguss“, wodurch sich viele weitere Stoffe lösten. Probieren Sie es: Legen Sie sich jeden Tag eines der Kräuter auf die Zunge: Salbei, Thymian, Selleriesamen, Majoran, Anis, Pfefferminze u. a.

Noch intensiver und wirkungsvoller hat sich das Bitterkräuterpulver nach Bertrand Heidelberger (Heidelbergers Kräuterpulver) erwiesen. Einen ¼ bis ½ Teelöffel der zu Pulver gemahlenen Kräuter (Bibernell, Kümmel, Fenchel, Wacholderbeeren, Anis, Schafgarbe, Wermut) legt man auf die Zunge und behält sie so lange wie möglich im Mund. Über einen besseren, regelmäßigen und vollständigeren Stuhlgang berichten viele Fans des Kräuterpulvers. Menschen mit Durchfall berichten von endlich geformten Stuhl und die mit Verstopfung über bessere Entleerung. Auch die Schleime, die sich im Verdauungstrakt und in allen Organen ansammeln können, werden besser ausgeschieden und schließlich freut sich (nicht nur) die Leber, denn der Wermut macht das Pulver „herrlich“ bitter.

Schokolade – nun doch noch ein Ausflug ins Reich der Süßigkeiten. Leider für alle, die es süß und cremig lieben, mit keinen so guten Nachrichten. Während die Kakaobohne mit Magnesium, Eisen, Antioxidantien etc. viele wertvolle Inhaltsstoffe hat, werden die gesundheitlichen Wirkungen des Kakaos durch Zucker und Milch so ziemlich beseitigt. Leckermäuler müssen sich also an die bittere Schokolade ohne Milch und mit möglichst wenig Zucker gewöhnen und dürfen auch davon nur wenige Stückchen (nicht wenige Tafeln) am Tag essen. Oder doch besser gleich die Kakaobohne pur essen! Leicht bitter, intensiv und sehr interessant im Geschmack sind schon wenige Bio-Kakaobohnen eine gute Ergänzung, pur geknabbert oder gemahlen zum Müsli oder gemixt zum Smoothie – eine echte kulinarische Bereicherung!

Von Jens Trautwein.
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