IM REICH DER SINNE: 5. Lektion – Tastsinn und Gedankenübertragung

Der Atem eröffnet uns, wenn wir ihn gewissenhaft studieren und pflegen, die Wege, die zu Gesundheit und Gedankenkraft führen, und Gesundheit und Gedankenkraft verbürgen den Bestand der menschlichen Gesellschaft, während Krankheit und Schwachsinn einer Verschuldung gleichen und beim Überwiegen zum Bankrott der Gesellschaft führen. Während manche Menschen unbewusst sich selbst wieder ins Gleichgewicht bringen können, müssen die meisten von uns bewusst unseren Körper in eine andere Stellung oder Lage begeben und einen anderen Atemrhythmus wählen, um die elektrischen und magnetischen Strömungen in uns harmonisch auszugleichen.

Die Einatmung löst ein kühlendes Gefühl aus und diese Kühlung verbreitet sich über den ganzen Körper, wenn wir dem Einatmungsstrom in Gedanken folgen. Durch die vermehrte Sauerstoffzufuhr vermindert sich die Blutwärme, erweitert sich Leukokytos (das magnetische Feld im Blut) und beruhigen sich die weißen Blutkörperchen. Fahren wir fort, tief, leicht und harmonisch einzuatmen und jeden Atemzug mit dem Gedanken zu begleiten, so verringern wir die Blutwärme auf ein angenehmes Maß und erfahren eine angenehme Abkühlung.

Verlegen wir umgekehrt den Gedankenlauf auf die Ausatmung und atmen wir staccato in kleinen Absätzen, langsam, beständig, tief und bis zum Äußersten aus, so wird das magnetische Feld im Blut elektrifiziert. Die roten Blutkörperchen bewegen sich rascher, die Kohlensäure, die nur ungern der Ausatmung folgt, wird in Bewegung gesetzt und ausgestoßen. Verbrennungen gehen vor sich, die zu einer Durchlichtung oder Illumination der Zellen führen, die Organe anregen, das Drüsensystem verjüngen und das Gehirn unter unsere Kontrolle bringen.

Hat das Blut nicht die richtige Wärme, dann überwiegen die magnetischen Strömungen. Überwiegen die elektrischen Strömungen, dann ist das Blut erhitzt oder fiebrig. Den Ausgleich besorgt Leukokytos, indem er zwischen Kälte und Wärme vermittelt. Falls das Äußere unseres Körpers zu wenig elektrisch, also zu kühl ist, legen wir aber keine elektrischen Batterien auf unseren Körper, um die elektrischen Ströme zu vermehren. Denn alle mit elektrischen Apparaten Behandelten werden schließlich matt und unfähig, richtig zu denken, weil diese Art Behandlung den elektrischen Strom nicht nur auf die Oberfläche des Körpers, sondern bis auf die Knochen leitet.

Um die elektrischen Strömungen zu vermehren, greifen wir einfach zur Tuch-Massage. Das Tuch braucht nicht rauh zu sein; ein glattes Leinentuch eignet sich gut dafür. Würde man mit dem Tuch die Haut reiben, so würde man der Haut schaden. Bewegen wir aber das aufgelegte Tuch mitsamt der Haut, so fühlen wir bald die Wärme und Elektrizität durch die bewegte Stelle ziehen. So kann man sich mit der Tuchmassage den ganzen Rücken und alle anderen Körperteile elektrisieren.

Die Natur hat es so eingerichtet, dass wir keine Apparate für die Körperbehandlung benötigen. Sie hat uns die Hände gegeben. Falls sie rauh sind, ölen wir sie ein und reiben uns schnell mit den geölten Händen ab. Dann bleibt der elektrische Strom im Körper und wenn wir uns dazu noch mit der Tuch-Massage beleben, müssen wir in kurzer Zeit ausgeglichen und gesund werden. Wenn sich das Gehirn erweitern soll, dann muss sich der Körper eines besseren Umlaufs der Elektrizität äußerlich und des Magnetismus innerlich erfreuen. Je stärker sich Elektrismus und Magnetismus ausgleichen, umso mehr strahlen wir aus und umso mehr wirken wir belebend auf unsere Umgebung.

Wo diese Ausgleichung nicht stattfindet, die magnetischen Strömungen also gezwungen werden, zur Oberfläche zu kommen, ist man phlegmatisch, langsam, unentschlossen, gleichgültig und etwas nachlässig und fühlt sich krank und schwächlich, ohne dass irgend ein Organ krank ist; man hat einfach nicht die Kraft, sich aufzuraffen.

Wenn andererseits die elektrischen Strömungen, die uns umgeben, Eingang in das Innere finden, wohin sie nicht gehören, wenn die Elektrizität sozusagen in uns einschlägt, dann können wir uns nicht halten, ärgern uns, brausen beim geringsten Anlass auf, werden zornig und geraten in Wut. Wir wissen also nun, was wir in einem solchen Falle zu tun haben, damit uns unsere Phantasie oder Einbildung keinen Streich spielt: wir gehen sofort ins Nebenzimmer und kühlen uns mit einer entsprechenden Übung ab.

Der Elektrismus ist die Kraft, die sich vermittels der Materie auszudrücken sucht und die in den Nervenzentren ihre Batterien hat. Der Magnetismus ist die Kraft, die das Leben schützt und aufrechtzuerhalten sucht, eine Art Schutz-Atmosphäre um den Körper verbreitet, in der wir leben, weben und sind und die vom Herzen ausgeht. Wenn die elektrischen Strömungen nachlassen, werden die Muskeln schwach und kraftlos. Dann sucht der Körper Ersatzkräfte aus den magnetischen Strömungen zu gewinnen. Diese werden aber dadurch mit der Zeit so geschwächt, dass man krank wird, sich und anderen zur Last fällt und schließlich den Verstand, die Vernunft oder das geistige Gleichgewicht verliert.

Die Milz ist der Speicher für den Elektrismus des Körpers, soweit er nicht für die laufenden Aufgaben im Körper gebraucht wird. Ist aber die Milz nicht in Ordnung, so geht der Überschuss an Elektrismus unmittelbar in das Gehirn und reizt hier besonders die Einbildungskraft zu fiebriger Tätigkeit. Dann läuft man Trugbildern und Theorien nach, da gewisse Teile des Gehirns betäubt sind. Um dauernden Erfolg zu haben, muss aber die Milz einen genügenden Vorrat an Elektrismus aufspeichern, damit ein Mangel rasch ausgeglichen werden kann.

Personen mit starken elektrischen und schwachen magnetischen Strömungen haben ein schwach entwickeltes Gehirn, sind schnell begeistert für etwas und vorschnell im Urteilen, handeln leicht unbedacht und die Reue kommt oft zu spät. Sie werden nicht eher fähig, die Dinge abzuwägen und richtig zu beurteilen, bis sie mehr Magnetismus entwickeln. Es ist daher ausschlaggebend für Erfolge im Leben, dass jeder in sich den Magnetismus und den Elektrismus ins Gleichgewicht bringt. Das Denkenswesen im Gehirn lenkt nur die elektrischen Strömungen mit Hilfe der Nervenzentren. Aber die magnetischen Strömungen werden vom Geistestrieb im Herzen gelenkt.

Um beide Strömungen auszugleichen, begeben wir uns zur Nachtruhe. Während der Nachtruhe soll mit Hilfe der Nerven alles Materiell-Körperliche ausgeglichen werden, wo wir uns während des Tages zu viel Magnetismus oder Elektrismus abgezogen und darum in einem gewissen Grade das Gleichgewicht verloren hatten. Wird das Gleichgewicht während der Nachtstunden wieder hergestellt, dann erwachen wir des Morgens frei, leicht, sorglos und freudig gestimmt.

Elektrismus und Magnetismus werden oft verwechselt, weil sie mit den gröberen Sinnen nicht wahrnehmbar sind. Elektrismus ist die anziehende und Magnetismus ist die abstoßende Kraft. Also sind Personen, die uns anziehen, nicht magnetischer, sondern elektrischer Natur und Personen, die kühl und zurückhaltend sind, sind magnetischer Natur.

Weil der Atem die Grundlage aller Heilung ist, wird auch die Heilkunst solange keine sicheren Erfolge haben, als sie nicht den Atem aller Heilbehandlung zu Grunde legt. Denn trotz aller angeblicher Fortschritte in der Heilkunst steht die zivilisierte Menschheit mehr Krankheiten und mehr Elend gegenüber als je zuvor und entwickelt immer neue Krankheiten hinzu. Trotz aller sanitären Einrichtungen und Nahrungsmittelkontrollen wird das Volk immer kränker.

Es ist ein Zeichen dafür, dass sich die Gehirntätigkeit nicht im Gleichgewicht befindet, wenn man ein ganzes Menschenleben damit vergeudet, alle Krankheiten vom medizinischen Standpunkt aus zu bestimmen. Wir sollten endlich Vernunft annehmen und zielbewusst für die Ausgleichung und Entwicklung unseres Gehirnes sorgen.

Gier, Standesdünkel, Neid, Arroganz, Herrschsucht, Eitelkeit etc. sind ausnahmslos das Ergebnis ungenügend entwickelter Sinne und unausgeglichener Gehirntätigkeit. Es handelt sich um vererbte Schwächen aus den niederen Entwicklungsstufen der Menschheit. In diesem Zustand dürfen wir nun nicht länger verharren. Denn die Entwicklung geht immer weiter.

Sobald wir Ordnung in unserem Körper schaffen, sodass der Geistestrieb aus dem Herzen die magnetischen Strömungen ungehindert lenken kann, erwacht in unserem Gesinn das Selbstbewusstsein und wir erkennen die Wahrheit in der Einfachheit inmitten der verwirrenden Zustände, die wir uns in unserem Hasten und Streben nach Wahrheit selbst geschaffen haben. Wie ein Volk nur im Frieden gedeihen und eine Frucht nur im Sonnenschein ausreifen kann, so kann auch der Mensch nur Weisheit und Erkenntnis offenbaren, wenn er sich in friedlicher, ausgeglichener Verfassung befindet.

Wenn wir die ersten vier rhythmischen Übungen getreulich befolgt haben, sind wir schon selbständiger geworden und haben die inneren Kräfte soweit belebt, dass wir Vertrauen zu uns selbst gewonnen haben und uns nicht mehr auf andere verlassen. Aber wehe dem, der sich auf andere verlässt! Er gleicht dem, der wähnt, er könne im Sturm einer rasenden See sein Leben retten, indem er sich an einen Strohhalm klammert. Wir sind uns auch bewusst geworden, dass uns nur Selbstheilung von innen dauernde Gesundheit sichert, und überlassen den anderen seiner Selbsttäuschung, der sich einbildet, ein anderer könne ihn heilen, indem er Reizmittel verschreibt, die die Krankheit nur in eine andere Richtung lenken und daher die Auflösung beschleunigen.

Alle Zustände unausgeglichener Gehirntätigkeit spiegeln sich im Körper ab und rufen schließlich Krankheitserscheinungen hervor, die uns darauf aufmerksam machen sollen, dass unser Körper gereinigt und in Ordnung gebracht werden muss, wenn er zu einer höheren Entwicklung befähigt sein soll. Verstehen wir diesen Vorgang, legen wir Hand an und setzen wir den Glauben und die Zuversicht hinzu, damit die inneren magnetischen Kräfte in Bewegung gesetzt werden, dann heilen wir nicht nur die Krankheit, sondern haben sogar Nutzen für unsere Entwicklung daraus gezogen.

Nicht alle Krankheiten beruhen auf materiellen Ursachen, die wir aus Gedankenlosigkeit gesetzt haben, sondern viele Krankheiten sind auf die einseitige Gedankenrichtung zurückzuführen, die sich in unserem unausgeglichenen Gehirn entwickelt und die Form von Geiz, Habsucht, Stolz, Aufgeblasenheit, Selbstsucht, Furcht und dergleichen annimmt. Um solche Krankheitszustände zu heilen, muss man seine Gedankenrichtung durch Ausgleichung der Gehirntätigkeit ändern.

Unter all den einseitigen Gedankenrichtungen ist die Furcht die meistverbreitetste, die einer Grube gleicht, in die viele wegen ihrer Charakterschwäche und aus Mangel an Mut, Gerechtigkeitssinn und Wahrheitssinn fallen. Furcht ist nur eine Folge der fieberhaften Einbildung, die auf einen Überschuss an Elektrismus zurückzuführen ist. Fängt unsere Einbildung oder Phantasie einmal an, fiebrig zu werden, dann reißt sie die Zügel an sich und geht mit uns durch. Wir befassen uns dann mit Dingen, die wir nicht verstehen, und leiden Schaden.

Davon können wir uns frei machen, wenn wir Elektrismus und Magnetismus in uns ausgleichen, damit das Gehirn ins Gleichgewicht kommt, das Denkenswesen, der Verstand, die Vernunft die Zügel des Gedankenlaufs an sich nehmen und ihn nach dem Willen, der im Herzen aufkommt, lenken. Das ausgeglichene Gehirn und die Zügelung und richtige Lenkung des Gedankenlaufs geben also den Ausschlag für unsere gesamte Lebenshaltung. Ein solcher Zustand ist nur der Ausdruck eines gereinigten und geläuterten Körpers, in dem sich nur reine Gedanken entwickeln. Schmutzige Gedanken entstehen nur in einem schmutzigen Körper. Einen reinen geläuterten Körper können auch unrechte, schlechte oder böse Gedanken nicht beflecken, weil er eine solche Vorstellung nicht gestattet, sondern sich bewusst ist, dass von Natur aus alles gut und vollkommen ist und höchstens beschmutzt werden kann, wenn es durch einen schmutzigen Kanal oder Körper fließt. Deshalb sagt man: „Dem Reinen ist alles rein.“

Wir wenden uns nun der 5. rhythmischen Atemübung zu. Wer die vorhergehenden vier rhythmischen Übungen gewissenhaft durchgeführt hat, muss zugeben, dass er daraus größeren Nutzen gezogen hat als aus irgendwelchen anderen Übungen oder Studien. Mit der 5. Übung wollen wir nun einen Schritt weiter gehen und mehr Entspannung, Selbstbeherrschung und mehr Kontrolle über das erlangen, was in unserer Umgebung vor sich geht, damit es uns keine Schwierigkeiten macht, irgend eine Lage zu meistern. Es lässt sich nicht voraussagen, in welcher Zeit der einzelne dieses Ziel erreicht, weil der Entwicklungsgrad, die Entschlusskraft, die Verwirklichung und das Temperament verschieden sind. Aber im Vergleich mit anderen Systemen wird die Übung geradezu Wunder wirken.

Die 5. rhythmische Übung hilft uns, die Muskeln in der Entspannung zu üben und sie in entspanntem Zustand zu erhalten. Die Organe arbeiten dann ebenfalls entspannt und gelassen, der Elektrismus verteilt sich gleichmäßig über den ganzen Körper bis in die äußersten Gebiete und gleicht sich harmonisch mit dem Magnetismus aus, sodass unsere Entwicklung im Gang bleibt.

Von Dr. O. Z. A. Hanish.
Auszüge aus der Mazdaznan-Atem- und Gesundheitskunde. Ausgewählt und bearbeitet von Jens Trautwein.
Foto: Adobe Stock © maxbelchenko

Hier geht es weiter mit der 5. rhythmischen Atemübung.


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