Kräuter (nicht nur) in der Fastenzeit

Die Fastenzeit, traditionell zwischen Aschermittwoch und Palmsonntag, erinnert den Menschen an die enge Verbindung, in der er mit der Natur steht. Noch vor wenigen Jahrzehnten, als in Westeuropa noch nicht in jedem Haus ein Kühlschrank und eine Gefriertruhe standen und es in den Supermärkten zu Weihnachten keine Erdbeeren gab, fingen die Menschen aufgrund der äußeren Begebenheiten ganz automatisch an, einfacher und karger zu essen. Die frischen Vorräte aus dem Herbst waren aufgebraucht, die Leckereien in der Weihnachtszeit aufgegessen und alles, was noch in der Speisekammer oder im Erdboden lagerte, wurde langsam aber sicher weniger oder ungenießbar und alt. Man vereinfachte daher die Essgewohnheiten und verzichtete, oft gezwungenermaßen, auf vieles.

So fielen die religiösen Ansprüche der Fastenzeit und der Mäßigung wenigstens nicht in die Zeit der Fülle des Herbstes oder der Kälte des Winters, denn zu diesen Zeiten fällt das Fasten von Natur aus schwerer. Jetzt im Frühjahr und unabhängig davon, ob wir eine religiöse Motivation verfolgen oder nicht, fällt das Fasten leichter und es ist für die Gesundheit vielleicht die wichtigste Maßnahme. Fasten im Frühjahr befreit den Körper von alten Schlacken, Ablagerungen und überschüssigen Pfunden, die sich über die kalte Jahreszeit hin angesammelt haben. Helfen wir dem Körper nicht, diese Schlacken loszuwerden, dann wird sich auch da wieder die Natur selbst helfen und versuchen, mit Hilfe einer Krankheit die Fremdstoffe auszuscheiden. Eine Erkältung, Schnupfen, Husten, Grippe, Entzündungen sind also schon vorprogrammiert.

Die Reinigung des Körpers und insbesondere des Darms und der zeitweise Verzicht auf Nahrung sind also das beste Vorbeugungsmittel. Dazu noch Atemübungen, das Trinken von reinem Wasser und Bewegung an der frischen Luft sind der reinste Jungbrunnen und manche Krankheit, die man seit Jahren „gepflegt“ hat, verschwindet nach und nach. Dabei kann sich jeder die Dauer und Intensität des Fastens nach seinem individuellen Zustand und Befinden selbst wählen: vom vollständigen Fasten, bei dem auch nicht mehr als 1 Liter Wasser getrunken wird, über ein Fasten mit Kräutertees oder frischen Obst- und Gemüsesäften bis hin zum schlichten Verzicht auf ein oder zwei Mahlzeiten am Tag, ist alles hilfreich. Auch die individuelle Fastenerfahrung spielt eine Rolle. Fastenanfänger und magere Personen beginnen mit 1–3 Fasttagen. Wer schon Fastenerfahrung hat oder dem Verlust von überflüssigen Kilos nicht nachtrauert, der kann sich auch längeres Fasten vornehmen.

Wer meint, nicht fasten zu können, sollte während der Fastenzeit mindestens die Ernährung vereinfachen, eventuell eine Reinigungskur durchführen und die Menge und Häufigkeit der Mahlzeiten reduzieren. Besonders hilfreich ist die Verwendung von Kräutern und Gewürzen, die die Reinigung unterstützen. In alten Traditionen wurden sie morgens nüchtern auf die Zunge gelegt, eingespeichelt und geschluckt. Danach wurde ein Glas heißes Wasser getrunken.

So werden der Mund- und Rachenraum, der Magen, der Dünndarm und der Dickdarm gereinigt und die Drüsensysteme im Körper angeregt und gestärkt.

Einige der wichtigsten Fastenkräuter

Salbei (Salvia officinalis) (lat.: salvare = heilen, salvere = gesund sein)
Legt man ein Salbeiblatt in den Mund, reinigt und desinfiziert das den Mund- und Rachenraum und ist daher ideal gegen Mundgeruch, Verschleimung, Halsschmerzen und Zahnfleischprobleme. Salbei stärkt den Magen und regt die Verdauung an, ist hilfreich gegen Magenbeschwerden und Blähungen. Als Tee hilft er gegen Erkältungskrankheiten und bei übermäßigem Schwitzen. Bei Halsschmerzen alle 2 Stunden den Mund spülen und gurgeln und schluckweise trinken. Zubereitung als Salbei-Tee: 1 TL Salbei mit 250 ml heißem Wasser übergießen und 10 Minuten zugedeckt ziehen lassen.

Majoran (Origanum majorana)
Majoran stärkt die Verdauungsorgane, regt den Appetit an, wirkt gegen Blähungen und Krämpfe und ist ein beliebtes Gewürz bei schwer verdaulichen Speisen. Husten, Schnupfen und Erkältungen werden gelindert, da der Majoran die Atmung befreit. Durch seine Wirkungen auf das Nervensystem kann er auch bei Migräne, Kopfschmerzen und Nervosität hilfreich sein.

Thymian (Thymus vulgaris)
Thymian ist bei allen Erkrankungen der Atmungsorgane hilfreich. Durch seine antibiotischen und entzündungshemmenden Eigenschaften bekämpft der Thymian Krankheitserreger, die zu Husten und Erkältungen führen. Außerdem wirkt er schleimlösend und erleichtert dadurch das Atmen. Seine Bitterstoffe und die enthaltenen ätherischen Öle wirken bei Blähungen und Sodbrennen und regen die Leber- und Gallentätigkeit an. Der Thymian wird aufgrund seiner krampflösenden und den Zyklus regulierenden Eigenschaften auch als Frauenkraut bezeichnet. Als Tee und Gewürz gehört er zur regelmäßigen Anwendung in jede Küche.

Selleriesamen (Apium graveolens)
Die kleinen, aromatischen Samen werden in der indischen ayurvedischen Medizin zur Behandlung von Erkältungskrankeiten, Ödemen, Arthritis, Krankheiten von Leber und Milz und zur Unterstützung der Verdauung eingesetzt. Sellerie wirkt antirheumatisch und entwässernd, da die Entschlackung über die Nieren gefördert wird.

Anis (Pimpinella anisum)
Anis findet wegen seines leicht süßlich-blumigen Geschmacks reichlich Verwendung in der Weihnachtsbäckerei, ist aber vor allem auch als Heilpflanze sehr wertvoll. Als Gewürz sollte man Anis zu allen Wurzelgemüsen geben, um Darmparasiten und Würmer zu vertreiben und die Verdaulichkeit zu erhöhen. Verfeinert man geriebene Karotten mit etwas Öl und Zitronensaft und würzt sie mit etwas Anis, ergibt das einen feinen und gesunden Rohkostsalat. Als Tee, insbesondere mit Kümmel und Fenchel gemischt, ist er fast unschlagbar gegen Blähungen. Wegen seiner milchbildenden Wirkung wird er auch als Stilltee häufig verwendet. Angeblich macht der Anis auch müde Männer wieder munter und wird von Frauen ganz bewusst eingesetzt.

Pfefferminze (Mentha × piperita )
Pfefferminze hilft innerlich bei Magen- und Darmbeschwerden, Kopfschmerzen und vielen anderen Beschwerden, die mit dem Verdauungstrakt zusammenhängen. In Nordafrika sind die verschiedensten Minzsorten fast schon ein Nationalgetränk (z. B. die Marokkanische Minze). Neben der körperlichen Reinigung spielt beim Fasten aber auch die geistige Reinigung eine wichtige Rolle. Dazu werden Gebete, Lieder und spezielle Übungen praktiziert, wie sie in den Mazdaznan-Fastenandachten überliefert sind. Gesunde Menschen können in Eigenregie unbedenklich fasten, solange sie es nicht übertreiben. Kranke Menschen sollten sich bei längerem Fasten von fastenerfahrenen Menschen oder einem Therapeuten begleiten lassen.

Von Jens Trautwein.
Weitere Tipps finden Sie in der Broschüre „Fasten“.
Foto: Adobe Stock © eflstudioart


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